ALPINALE 33. Kurzfilmfestival 2018: 8 Preisträger ausgezeichnet
– ALPINALE lockte zahlreiche Gäste und Filmfans nach Nenzing
– Triumph für den österreichischen Film, der mit vier Preisen ausgezeichnet wurde
Das 33. ALPINALE Kurzfilmfestival präsentierte eine Woche lang ausgezeichnete Kurzfilme und vernetzte Filmschaffende aus aller Welt und der Region in Nenzing. Die Organisatoren können auf eine sehr erfolgreiche ALPINALE-Woche der Rekorde zurückblicken. Über 1245 Einreichungen und mehr als 1350 Besucher (davon über 20 angereiste Filmschaffende) kamen nach Nenzing. Am Samstag wurden die besten Filme mit dem “Goldenen Einhorn” ausgezeichnet.
(Siehe Preisträger & Jurybegründungen)
Die internationale Jury setzt sich zusammen aus Linda Riedmann, einer aus Vorarlberg stammenden und in Los Angeles tätigen Filmproduzentin, der deutschen Drehbuchautorin und Editorin Julia Drache, deren Film “Watu Wote” letztes Jahr den Hochschulpreis der Alpinale gewinnen konnte und für den Oscar nominiert war, dem bekannten Feldkircher Synchronsprecher Joe Baumgartner, dem holländischen Filmemacher Denis Mujović und Michael Orth, dem künstlerischen Leiter des Landshuter Kurzfilmfestivals. Die fünf Juroren haben am Samstag die besten Werke in den Kategorien “International”, “Hochschule”, “Animation”, “Preis der Jury” und “v-shorts” ausgezeichnet. Außerdem wurde der Favorit der Kinder und der beliebteste Wettbewerbsfilm durch das Publikum ebenfalls mit einem “Goldenen Einhorn” prämiert.
Hausherr Bürgermeister Florian Kasseroler lobte bereits bei der Eröffnung das engagierte Organisationsteam der ALPINALE und dankte Festivalintendantin Manuela Mylonas, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum als Obfrau der ALPINALE feierte. Das ehrenamtliche Team sichtete insgesamt 1245 Filme aus 78 Ländern und nominierte insgesamt 38 Kurzfilme für das Festival. Ein Team aus über 60 Aktiven engagiert sich das ganze Jahr über in ihrer Freizeit für das Kurzfilm- und Kinderfilmfestival. Denn wie heißt es so schön? Nach der ALPINALE ist vor der ALPINALE. Der Termin für die 34. Auflage des Festivals steht bereits fest: 6. bis 10. August 2019.
Die angereisten Preisträger konnten das “Goldene Einhorn” in Empfang nehmen: Massud Rahnama, Werner Fiedler (Halim), Manolis Mavris (Maneki Neko), Felix Kalaivanan (Metastaaten), Joan Vives, Artur Cruz (El escarabajo al final de la calle); vorne: Lena Weiss, Britt Raes (Catherine)
(Bildnachweis: Anna Salcher/ALPINALE)
Die Preisträger
Bester Kurzfilm in der Kategorie “v-shorts”: „Metastaaten“
„Metastaaten“ von Felix Kalaivanan überzeugte als beste regionale Produktion in der Kategorie “v-shorts” und erhielt neben der “v-shorts”-Filmklappe ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro, gesponsert vom Filmwerk Vorarlberg. Der Student der Filmakademie zeigt den Alltag eines Achtjährigen, der sich im Wald seine eigene Welt gebaut hat, durch die er der tristen Stimmung zuhause zumindest für kurze Zeit entfliehen kann. Die Krankheit der Mutter wird nur durch deren Abwesenheit thematisiert. Metastaaten wurde in Göfis und Götzis gefilmt.
Bester Kurzfilm International: “Maneki Neko”
Die “Winkekatze” (dt. Übersetzung des Titels) ist ein japanischer Glücksbringer in Gestalt einer aufrecht sitzenden Katze, die den Betrachter mit ihrer rechten oder linken Pfote herbeiwinkt. Regisseur Manolis Mavris hatte dank der Winkekatze nicht nur viel Glück, sondern wurde für den besten internationalen Film (aus 792 Einreichungen wurden elf Produktionen im Wettbewerb gezeigt) mit einem Goldenen Einhorn in der Kategorie “Bester Kurzfilm International” ausgezeichnet. Die Handlung: Zwei Fremde stoßen unerwartet aufeinander und einigen sich während des Wartens, die Kosten für das Taxi zu teilen. Dies wird zum Motiv für die Anatomie einer Beziehung. Im Moment, als sie einsteigen, enthüllt der Taxifahrer, dass sie eine gemeinsame Vergangenheit haben.
Bester Kurzfilm Animation: “Catherine”
Britt Raes hat sich eine tragisch-komische Geschichte rund um die verrückte Katzenfrau Catherine ausgemalt. Catherine liebt ihre Katze. Nur schwer kann sie Verbindungen zu anderen Menschen herstellen. Aber ihre Katze ist ihr Leben. Ihr gegenüber wohnt Dwight. Er versucht alles, um einen Platz in ihrem Leben zu bekommen.
Die auch beim Publikum beliebteste Animation wurde von der Jury mit dem Goldenen Einhorn “Bester Kurzfilm Animation” ausgezeichnet. Insgesamt gab es 170 Einreichungen, neun waren für das Festival nominiert.
Bester Kurzfilm Hochschule: “ALL THE TIRED HORSES”
Sebastian Mayr (Filmakademie Wien) gewinnt mit seinem Film “All the tired horses” die Kategorie “Bester Kurzfilm Hochschule”. Aus 272 Einreichungen waren sieben Hochschulfilme im Wettbewerb vertreten. Die Jury entschied sich für einen amüsanten Publikumsfavoriten.
Zwei Paare um die 30, die sich nicht kennen, verbringen einen Abend miteinander. Es wird viel diskutiert. Ist Berlin die hippste Stadt Europas? Hat die Monogamie eine Zukunft? Wie schaut es mit Dating Apps aus? Und was war noch einmal der Sinn des Lebens? Bald steht fest, dass dieses Abendessen nicht leicht zu verdauen sein wird.
Preis der Jury: „ENTSCHULDIGUNG, ICH SUCHE DEN TISCHTENNIS-RAUM UND MEINE FREUNDIN“
Den Preis für den längsten Titel in der 33jährigen Geschichte der ALPINALE hatte der Film bereits mit seiner Nominierung in der Tasche. Ein Film über einen Wellnessurlaub, bei dem sie nach einem Streit verschwindet und er sich nicht sicher ist, ob er nach ihr oder sich selbst sucht. In der skurillen Welt eines Alpen-Wellnesshotels beginnt für ihn ein neues Kapitel seines Lebens.
Der 26jährige Salzburger Bernhard Wenger war bereits letztes Jahr mit der Beziehungsgeschichte “Australien” bei der ALPINALE vertreten. In diesem Jahr gewinnt “ENTSCHULDIGUNG, ICH SUCHE DEN TISCHTENNISRAUM UND MEINE FREUNDIN” den “Preis der Jury”.
Lobende Erwähnung der Jury: „DETAINMENT“
Zwei zehnjährige Burschen werden von der Polizei festgehalten. Sie werden verdächtigt, ein Kleinkind entführt und umgebracht zu haben. Eine Geschichte, die die Welt schockiert hat. Der Film basiert auf den Interviewtranskripten und Polizeiakten, die 1993 während der Ermittlungen des Falles um James Bulger angefertigt wurden.
Publikumspreis: “EL ESCARABAJO AL FINAL DE LA CALLE”
Besonders spannend war die Auswertung der Publikumspreises. 5148 Publikumsstimmen wurden ausgezählt. In einer hauchdünnen Entscheidung ging der Publikumspreis an die spanische Hochschul-Komödie “EL ESCARABAJO AL FINAL DE LA CALLE” von Joan Vives Lozano. Erzählt wird die Geschichte von Amadeo, der sich um seinen invaliden Schwiegervater kümmert. Deshalb nimmt er auch nicht intensiv am sozialen Leben im Dorf teil. Eines Tages hat die Fischverkäuferin eine Vision: Amadeo soll nur noch sieben Tage zu leben haben. Diese Weissagung setzt eine Serie von Ereignissen in Gang, die sein Leben völlig auf den Kopf stellen.
Kinder-Publikumspreis: “HALIM”
In der Geschichte von Werner Fidler geht es um die ungewöhnliche Beziehung zwischen dem stillen Elias, der lieber mit seinem Vögeln spricht als mit anderen Kindern zu spielen, und Halim, einem alten Mann, einem Flüchtling. Er darf nicht im Land bleiben, hinterlässt dem Kleinen aber ein besonderes Geschenk. Regisseur Werner Fidler hat die negative Stimmung, die hilfebedürftigen Menschen entgegen schlägt, dazu bewogen, etwas zu dem Thema zu machen. Der Film wurde bereits beim Kinderfestival des Toronto Film Festival mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Manuela Mylonas mit der Jury Michael Orth, Linda Riedmann, Joe Baumgartner, Denis Mujović und Julia Drache und Moderatorin Ina Obernosterer.
Die Jurybegründungen
KATEGORIE V-SHORTS: METASTAATEN:
Ein auf Subtext beruhender Film, der uns fast ohne Worte vermittelt, wie ein Kind die Angst um seine kranke Mutter zu kompensieren versucht. Die Flucht vor den bedrohlichen „Metastaaten“ der Mutter in die vorarlbergischen Wälder helfen Paul dabei mit der Unsicherheit zurechtzukommen. Ohne prätentiös zu werden gelingt es Felix Kalaivanan in wenigen Minuten durch viele Symbole dieses komplexe Thema visuell darzustellen.
KATEGORIE INTERNATIONAL:bMANEKI NEKO
Zwei Fremde begegnen sich im Taxi. Genau so, wie die Frau den Mann auf eine phantastische Reise mitnimmt, entführt der Film den Zuschauer in ein perfektes Zusammenspiel von Musik und Bilderwelten. Man scheint die Hitze Griechenlands regelrecht zu spüren, wie in einem Fiebertraum in einem anderen Leben. Die einzige Frage, die sich beim Aufwachen stellt ist: „Was wäre wenn…?“
KATEGORIE ANIMATION: CATHERINE
Ein „Haus-Tier“ ist nicht nur ein Tier, das bei einem zuhause lebt, sondern das auch ein „Zuhause“ geben kann. Selbst wenn es die Besitzerin mit ihrer unbändigen Zuneigung immer wieder schafft ihre Lieblinge zu erdrücken. Britt Raes gelingt eine perfekte Balance zwischen völlig makaber und tief berührend. Schwarzer Humor vom Feinsten, durchmischt mit Sequenzen die zu Tränen rühren.
KATEGORIE HOCHSCHULE: ALL THE TIRED HORSES
Ein genialer Cast, messerscharfe Dialoge, eine unaufdringliche aber dennoch gnadenlos beobachtende Kameraführung und ein auf das Wesentliche fokussierter Schnitt: Mit wenig Aufwand gelingt Sebastian Mayr ein perfekt durchgetaktetes Porträt der Generation X, völlig absurd und dennoch direkt aus dem Leben gegriffen. Ein Kammerspiel, das das Blind Date zweier Paare zeigt und dazu führt, dass die unausgesprochenen Wahrheiten zur denkbar ungünstigsten Zeit ans Licht gebracht werden.
PREIS DER JURY: ENTSCHULDIGUNG, ICH SUCHE DEN TISCHTENNISRAUM UND MEINE FREUNDIN
Der lethargische Aaron aus Schweden taumelt durch die sterile Welt eines Luxuskurhotels und droht fast mit dem Interieur zu verschmelzen, als seine Freundin ihn dort sitzen lässt. Langsam erzählt und ohne aus dem Rhythmus zu fallen, schaffen Bernhard Wenger und sein Team es die Darsteller in perfektem Timing durch die großartigen Bildkompositionen wandeln zu lassen. Selten wurde die Lebensunfähigkeit eines Mittzwanzigers eindrücklicher dargestellt als bei seinem scheiternden Entkleidungsversuch oder dem unbeholfenen Cocktailtrinken. Ein passiver Protagonist, der im fremden Österreich nicht nur auf der Suche nach dem Tischtennisraum und seiner Freundin ist, sondern hauptsächlich auf der Suche nach sich selbst.
SPECIAL MENTION: Detainment
Vincent Lambe verstört mit seinem Film nicht nur, weil er es wagt ein Ereignis aufzuarbeiten, das die Welt schockiert hat, sondern weil er es schafft seinen brillianten Cast höchst professionell und durchwegs präzise zu inszenieren. Ein Filmemacher, von dem man noch einiges sehen wird!
Der ALPINALE 2018-Trailer